Spätestens wenn die Blätter der Bäume sich bunt färben, die Tage wieder kürzer werden und der Morgen immer öfter in Nebelschwaden getaucht ist, wird klar: der Herbst ist da. Damit beginnt besonders für Autofahrer eine nicht ganz ungefährliche Zeit im Straßenverkehr. Gerade in den Morgen- und Abendstunden häufen sich die Unfälle mit Reh, Wildschwein und Co. Der Zusammenstoß mit Wildtieren verläuft dabei für den Menschen nicht immer glimpflich ab – neben Sachschäden am Auto kann es auch zu schweren Verletzungen beim Aufprall kommen. Damit Sie im Ernstfall wissen, was zu tun ist, haben wir die wichtigsten Tipps und Infos zum Wildwechsel für Sie zusammengestellt.
Wann kommt es zum Wildwechsel?
Wildwechsel treten grundsätzlich ganzjährig auf. In der Übergangszeit von Sommer zu Herbst ist die Gefahr eines Wildunfalls jedoch besonders hoch. Durch die kürzer werdenden Tage verschieben sich auch die Zeiten, in denen das Wild aktiv ist. In den frühen Morgen- und Abendstunden ist eine Begegnung am wahrscheinlichsten. Vor allem in ländlichen Gegenden, auf Landstraßen und an Feldrändern lauert die Gefahr. Dabei liefern Wildwechsel-Warnschilder erste Hinweise auf besonders gefährdete Stellen – aber auch ohne die Warnhinweise sollten Sie im Herbst immer mit Wildwechsel rechnen.
So vermeiden Sie den Wildunfall
Nachts und in der Herbstdämmerung sollten Sie besonders umsichtig fahren. Dazu gehört vor allem, die Geschwindigkeit zu reduzieren und jederzeit bremsbereit zu sein. Mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h beträgt Ihr Anhalteweg rund 55 Meter – gerade noch genug, um rechtzeitig zum Stehen zu kommen, wenn sich das Wild in etwa 60 Meter Entfernung befindet.
Bei einer Entfernung von weniger als 60 Metern ist eine reduzierte Geschwindigkeit für den Fall einer unvermeidbaren Kollision wichtig: Das Aufprallgewicht eines ausgewachsenen Rothirsches beträgt schon bei Tempo 60 fünf Tonnen – das entspricht dem Gewicht eines Elefanten. Achten Sie in der Dämmerung daher verstärkt auf den Fahrbahnrand und fahren Sie konzentriert und vorsichtig. Besonders betroffen sind bewaldete Gegenden und neue Straßen, die durch Waldgebiete führen.
Wildunfall: Im Ernstfall richtig reagieren
Wenn sich doch einmal unvermittelt ein Tier auf der Straße befindet, sollten Sie auf keinen Fall versuchen auszuweichen. Die Gefahr, in den Gegenverkehr zu geraten und andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden, ist zu groß. Selbst wenn kein Verkehr herrscht, enden Ausweichmanöver häufig an Baumstämmen, was zu schweren Verletzungen führen kann.
Stattdessen sollten Sie abblenden, hupen und rasch und so stark wie möglich abbremsen. Das Fernlicht blendet die Wildtiere und paralysiert sie. Ist das rechtzeitige Abbremsen nicht mehr möglich, sollten Sie eine kontrollierte Kollision mit dem Wildtier zulassen. Dazu halten Sie das Lenkrad fest mit beiden Händen und bremsen rasch und so stark wie möglich ab. Für Sie besteht auf diese Weise das geringste Risiko.
Nach dem Unfall: So verhalten Sie sich richtig
Schalten Sie zunächst die Warnblinkanlage an, um nachfolgende Fahrer und sich selbst nicht in unnötige Gefahr zu bringen. Ziehen Sie sich Ihre Warnweste über und sichern Sie die Unfallstelle. Dann kümmern Sie sich um eventuelle Verletzte, leisten Erste Hilfe und verständigen je nach Situation den Notruf oder die Polizei. Die Beamten benachrichtigen dann den Revierpächter, der sich um die Entsorgung des verendeten Tieres kümmert oder verletzte Tiere aufspürt und gegebenenfalls von ihrem Leid erlöst.
Berühren Sie keinesfalls das angefahrene Tier. Verletze Tiere können unvermittelt ausschlagen und Sie verletzen oder Krankheiten übertragen. Liegt das tote Tier auf der Straße, ziehen Sie es mit Handschuhen an den Straßenrand. Verendetes Wild darf unter keinen Umständen einfach mitgenommen werden. Dies erfüllt den Tatbestand der Wilderei und zieht eine Anzeige nach sich.
Wer sich optimal auf die Gefahren beim Wildwechsel und andere brenzlige Situationen des Straßenverkehrs vorbereiten möchte, sollte ein Fahrsicherheitstraining buchen.