Es gibt Situationen, in denen der Stauraum im Kofferraum einfach nicht ausreicht. Sei es bei der Fahrt in den Urlaub, bei Umzügen oder dem Transport schwerer und sperriger Lasten (wie z. B. bei Tiertransporten) – ein Anhänger erweitert Ihre Möglichkeiten und verwandelt Ihr Auto in einen wahren „Packesel“. Bei Fahrten mit dem Anhänger gibt es jedoch einiges zu beachten: Stützlast, Anhängelast, gebremste oder ungebremste Anhänger – und mit welchem Führerschein dürfen Sie Gespanne eigentlich fahren? In diesem Beitrag gehen wir den wichtigsten Fragen rund um Anhängerfahrten auf den Grund.
Führerschein: Wer darf ein Gespann fahren?
Zu Beginn dreht sich alles um die Fahrerlaubnis: Benötigen Sie für die Fahrt mit einem Gespann einen besonderen Führerschein? Mit dem Pkw-Führerschein der Klasse B dürfen Sie folgende Anhänger ziehen:
- Anhänger mit einer zulässigen Gesamtmasse von maximal 750 Kilogramm
- Anhänger mit einer zulässigen Gesamtmasse über 750 Kilogramm, wenn die zulässige Gesamtmasse des Gespanns maximal 3.500 Kilogramm beträgt
Mit der Schlüsselzahl 96, welche keine eigene Fahrerlaubnis, sondern eine Erweiterung der B-Führerscheinklasse ist, erhöht sich die zulässige Gesamtmasse der Kombination aus Zugfahrzeug und Anhänger auf 4.250 Kilogramm. Diese Schulung kann lediglich in einer Fahrschule erfolgen. Hierfür stehen zweieinhalb Theoriestunden, dreieinhalb Praxisstunden sowie eine Fahrstunde im Straßenverkehr auf dem Stundenplan – eine Prüfung ist nicht nötig. Für eine Urlaubsfahrt mit dem Wohnwagen ist in vielen Fällen die Erweiterung der Schlüsselzahl 96 ausreichend.
Wenn es noch größer sein soll: Mit dem Führerschein BE dürfen Sie Gespanne fahren, die bis zu 7 Tonnen wiegen. Im Gegensatz zur Schlüsselzahl 96 müssen Sie hier eine praktische Fahrprüfung ablegen, die nach fünf gesetzlich vorgeschriebenen Sonderfahrten und zwei bis drei weiteren Übungsstunden absolviert wird.
Übrigens: Falls Sie Ihren Pkw-Führerschein vor 1999 gemacht haben, können Sie sich den Gang in die Fahrschule sparen. Die frühere Klasse 3 berechtigt Sie dazu, Gespanne mit einer höheren Gesamtmasse zu fahren.
Welche Voraussetzungen müssen von Fahrzeug und Anhänger erfüllt werden?
Neben der Fahrerlaubnis müssen auch Zugfahrzeug sowie Anhänger einige Voraussetzungen erfüllen, damit der Fahrt rechtlich und auch technisch nichts im Wege steht. Es gibt zwei wesentliche Kennzahlen, die bei Anhängerfahrten von Bedeutung sind: die Anhängelast und die Stützlast.
Die Anhängelast bestimmt, wie viel Gewicht das Zugfahrzeug ziehen kann. Dabei kommt es darauf an, welche Art Anhänger gezogen wird: ein ungebremster (wie z. B. Baumarktanhänger) oder ein gebremster (Wohnwagen, große Boots-Anhänger) Anhänger. Die beiden Kennzahlen für die Anhängelast finden Sie im Fahrzeugschein in den Feldern O1 und O2. Gebremste Anhänger müssen mit einem gesonderten Abreißseil mit dem Pkw verbunden werden, welches die Bremse auslöst, wenn sich der Anhänger vom Fahrzeug löst. Dieses Seil muss an einer separaten Öse am Zugfahrzeug befestigt werden.
Die Stützlast wiederrum gibt an, welches Gewicht auf der Anhängerkupplung Ihres Fahrzeuges aufliegen darf. Dabei kommt es nicht nur auf die Stützlast des Zugfahrzeugs an, auch Anhänger und Anhängerkupplung sind mit einem Stützlast-Wert ausgestattet – der niedrigste Wert ist dabei einzuhalten. Bei Anhänger und Kupplung finden Sie den Wert auf dem Typenschild, den Wert Ihres Pkw entnehmen Sie Feld 13 im Fahrzeugschein.
Übrigens: Die richtige Stützlast hat einen großen Einfluss auf die Fahrstabilität eines Gespanns. Es empfiehlt sich daher unbedingt die Benutzung einer sogenannten Stützlastwaage. Die Stützlast muss bei Anhängern mit einem Gesamtgewicht von bis zu 3,5 Tonnen mindestens 25 Kilogramm betragen, bei schwereren Anhängern muss sie vier Prozent des Anhängergewichts betragen. Der Grund: Ist die Stützlast zu gering, wird nicht genügend Druck auf die Fahrbahn übertragen und das Gespann lässt sich schlechter steuern.
Besseres Fahrverhalten: Auf das Platzieren der Ladung kommt es an
Mit der richtigen Beladung können Sie das Fahrverhalten Ihres Gespanns ebenfalls verbessern und Ihre Fahrsicherheit erhöhen. Diese Tipps helfen dabei:
- Die Ladung ist stets so zu sichern, dass sie auch bei Vollbremsungen oder schnellen Richtungswechseln nicht verrutschen kann.
- Schwere Ladung sollten Sie immer im Bereich der Achse(n) platzieren. Ein zu hohes Gewicht hinten oder vorne wirkt sich negativ auf die Stützlast und damit auf die Stabilität des Gespanns aus.
- Ragt die Ladung über den Anhänger hinaus, müssen Sie diese gut sichtbar kennzeichnen.
- Wichtig ist generell, dass der Anhänger nicht überladen wird; manche Wohnwagen habe nur eine sehr geringe Zuladekapazität bis das zulässige Gesamtgewicht erreicht wird; daher unbedingt mit dem fertig gepackten Gespann auf eine Waage (z. B. in Hafengebieten) fahren und das Gespann dort wiegen lassen. Bei Überladung drohen empfindliche Strafen und im schlimmsten Fall das Aus- oder Umladen an einem Kontrollpunkt der Polizei.
Das Fahren mit dem Anhänger üben
Sie wollen zukünftig öfter schwere Lasten mit einem Anhänger transportieren oder haben Gefallen am Urlaub mit dem Wohnwagen gefunden? In unserem ADAC Wohnmobil-/Anhänger-Training machen wir Sie mit dem Fahrverhalten eines Gespanns vertraut und zeigen Ihnen, wie Sie brenzlige Situationen im Straßenverkehr souverän meistern.
Sie haben ab Werk keine Anhängerkupplung montiert? Kein Problem! In unserem Ratgeber zum Thema Anhängerkupplung nachrüsten verraten wir Ihnen, wie Sie Ihr Auto bequem und einfach aufwerten und für den Transport größerer Lasten aufrüsten können.
Wir wünschen Ihnen eine gute und sichere Fahrt mit Ihrem Anhänger!