Eltern nehmen ihre Kinder an die Hand, bevor sie mit ihnen eine Straße überqueren. Beim Fahrradfahren tragen die Kinder einen Helm und beim Rollschuhfahren kommen noch Schützer dazu. Wenn es um die Sicherheit ihrer Kinder geht, nehmen Eltern es in der Regel sehr genau. Und doch kommt es immer wieder vor, dass Babys, Kleinkinder und Kinder unter 12 Jahren im Auto nicht durch ein passendes Rückhaltesystem gesichert sind. Eltern, die ihre Kinder nicht richtig sichern, riskieren nicht nur deren Gesundheit, sondern auch ein Bußgeld von bis zu 60 Euro und einen Punkt in Flensburg. Bei der Wahl des richtigen Kindersitzes sind allerdings auch die Qualität und die richtige Größe von großer Bedeutung. Damit Sie eine informierte Entscheidung für den richtigen Kindersitz treffen können, haben wir im Folgenden die wichtigsten Informationen für Sie zusammengestellt.
Welcher Kindersitz ist der richtige für mein Kind?
Bis zum Alter von 12 Jahren oder einer Körpergröße von 150 cm müssen Kinder durch ein geeignetes Rückhaltesystem gesichert werden. Grund dafür ist, dass der herkömmliche Dreipunktgurt für Erwachsene bei Kindern nicht korrekt sitzt und damit im Falle einer Kollision schwerste Verletzungen verursachen kann. Die Entscheidung für einen Kindersitz kann bei der Fülle an Systemen und Modellen jedoch bisweilen schwerfallen. Das ECE-Prüfzeichen der Europäischen Union dient als erste Entscheidungshilfe. Hierbei handelt es sich um einen orangefarbenen Aufkleber mit der Prüfnummer des Modells, dem zulässigen Gewicht sowie allgemeinen Herstellerangaben. Wenn Sie einen Kindersitz in Betracht ziehen, so sollte dieser mindestens die Norm 44/03 oder 44/04 erfüllen. Ältere Modelle sind seit April 2008 verboten bzw. gewähren auch keinen ausreichenden Schutz.
Babyschale, Reboarder oder Kindersitz: Das richtige Modell finden
Auf dem Weg zum passenden Kindersitz sind Größe und Gewicht des Kindes die wichtigsten Faktoren. Die Rückhaltesysteme sind in fünf Gewichtsklassen erhältlich – von unter 10 kg bis 36 kg, aufgeteilt in die Gruppen 0 bis III.
Bis zu einem Alter von mindestens 18 Monaten sollten Sie sich für eine rückwärts gerichtete Babyschale aus der Gruppe 0, 0+ oder I entscheiden. Ist die Gewichtsgrenze von 18 kg überschritten, ist der Umstieg auf ein vorwärts gerichtetes Sicherungssystem aus der Gruppe II oder III angezeigt.
Die Sicherungssysteme im Überblick
Neben der Ausrichtung der Kindersitze unterscheiden sich die verschiedenen Gruppen auch durch die verwendeten Gurtsysteme.
Babyschalen/Reboarder
Babyschalen und Reboarder sind bis einschließlich Gruppe 0+ zu finden und zeichnen sich durch die Sicherung rückwärts zur Fahrtrichtung aus. Der Schutzeffekt dieser Systeme ist besonders groß, da sie den Bereich um Kopf, Hals und Rücken des Kindes großflächig unterstützen und die Kinder im Falle einer Frontalkollision in den Sitz gedrückt, statt nur durch den Gurt gehalten zu werden. In diesem jungen Alter ist eine derartige Unterstützung sehr wichtig, da die Halswirbelsäule und die umgebende Muskulatur noch sehr instabil sind. Bei einer Kollision zur Fahrtrichtung hin würden die Gurte den Körper an Ort und Stelle halten, während der Kopf des Kindes nach vorne schnellen würde – schwere Halswirbelverletzungen wären in diesem Fall die Folge. Diese Sicherungssysteme dürfen nur dann auf dem Beifahrersitz genutzt werden, wenn der Frontairbag deaktiviert oder nicht vorhanden ist. Wichtig: Der Kopf des Kindes muss sich deutlich innerhalb der Babyschale befinden, da ansonsten die Schutzfunktion des Systems nicht vorhanden ist.
Fünfpunktgurt-Systeme
Dieses Fünfpunktgurt-System, auch „Hosenträger-System“ genannt, sind im Kindersitz integrierte Gurte, die in der Körpermitte zusammenlaufen. Die Befestigung des Sitzes erfolgt entweder über ISOFIX oder über die Fahrzeuggurte. Dieses System findet man in Kindersitzen der Gewichtsgruppen 0 bis I. Es ist geeignet, den Kindern bestmöglichen Schutz zu bieten. Einbau und Bedienung der Fünfpunktgurt-Systeme sind allerdings häufig komplexer als bei anderen Systemen und erfordern große Sorgfalt. Lassen Sie sich im Zweifelsfall immer durch Fachpersonal beraten.
Dreipunktgurt-Systeme
Die Sicherung von Kindersitz und Kind erfolgt beim Dreipunktgurt-System durch den herkömmlichen Fahrzeuggurt. Dies ist möglich, da der Kindersitz mit der Sitzerhöhung und der Rückenlehne für einen optimalen Schutz sorgt und gleichzeitig den Beckengurt in der korrekten Position hält. Montage und Bedienung sind hier sehr einfach. Dieses System sollte erst dann zum Einsatz kommen, wenn Ihr Kind bereits richtig sitzen kann, also in der Regel zwischen dem 4. und 5. Lebensjahr. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Kind unter dem Schultergurt herausschlüpft.
Fangkörper-Systeme
Dieses System sichert Ihr Kind mit einem Fangkörper in der Körpermitte, der breiter als ein normaler Gurt ist. Im Falle einer Kollision sorgt er dafür, dass die Druckbelastung niedriger ausfällt. Die Montage erfolgt durch den fahrzeugeigenen Gurt und birgt wenige Fehlermöglichkeiten. Allerdings wird der Sitz häufig als einengend empfunden und verhindert die typische Schlafstellung.
Sitzerhöhungen
Sitzerhöhungen sorgen dafür, dass der fahrzeugeigene Dreipunktgurt an der richtigen Stelle sitzt. Ab einer Größe von 125 cm und einem Mindestgewicht von 22 kg können diese Systeme ohne integrierte Rückenlehne genutzt werden.
i-Size
Um die Sicherheit von Kindern im Auto weiter zu erhöhen, hat die EU im Jahre 2013 eine neue Richtlinie zur Wahl von Kindersitzen veröffentlicht. Kindersitze sollen statt wie bisher auf Basis des Körpergewichts, nun anhand der Körpergröße ausgewählt werden. Zudem sind rückwärts gerichtete Kindersitze für Kinder bis 15 Monaten vorgeschrieben. Dies gilt allerdings erst für solche Modelle, die nach der neuen Richtlinie ECE-R129 zugelassen sind. Diese Information finden Sie auf dem Prüfsiegel. Der neue Standard namens i-Size unterstützt das sogenannte ISOFIX-System, welches die Montage der Kindersitze stark vereinfacht und Einbaufehler minimiert.
Wichtig: Bei allen vorwärts gerichteten Sitzen mit Rückenlehne gilt: Der Kopf des Kindes darf den Sitzschalenrand nur wenig überragen. Sonst drohen bei einer Heckkollision Verletzungen an Kopf und Halswirbelsäule.
Kindersitzkauf: Das sollten Sie beachten
Wer beim Kauf eines Kindersitzes sparen möchte, sollte genau aufpassen. Gebrauchte Kindersitze sollten Sie nur aus dem Familien- oder Bekanntenkreis übernehmen. Wenn die Vorgeschichte des Sitzes unbekannt oder nicht verlässlich ist, riskieren Sie die Gesundheit Ihres Kindes. Beschädigungen sind nicht immer von außen sichtbar, können die Schutzfunktion im Falle einer Kollision allerdings beeinträchtigen.
- Beim Kauf eines Kindersitzes sollten Sie immer sowohl Fahrzeug als auch Kind mitnehmen. Probieren Sie den Sitz vor dem Kauf im Auto aus. Lassen Sie sich bezüglich Einbau und Bedienung ausführlich vom Fachpersonal beraten.
- Lesen Sie sich die Bedienungsanleitung des Kindersitzes aufmerksam durch und üben Sie Einbau und Bedienung vor der ersten Fahrt.
- Deaktivieren Sie stets den Frontairbag, sofern Sie einen rückwärtsgerichteten Kindersitz auf dem Beifahrersitz nutzen.
- Prüfen Sie die Befestigungen des Kindersitzes ruckartig, bevor Sie Ihre Fahrt antreten.
Üben Sie das schnelle Öffnen der Gurte, um Ihr Kind jederzeit schnell aus dem Kindersitz befreien zu können.
Für welches Modell Sie sich auch entscheiden – das richtige Sicherungssystem kann Leben retten. Nehme Sie sich bei der Auswahl Ihres Kindersitzes daher ausreichend Zeit und lassen Sie sich im Fachhandel beraten.