Sollten Senioren ihre Fahrtauglichkeit in regelmäßigen Abständen nachweisen? Diese Diskussion kommt in der Öffentlichkeit immer wieder auf. Grund für die Überlegungen sind oft schwere Unfälle, die durch Senioren am Steuer verursacht werden. Wir fassen die besonderen Herausforderungen zusammen, vor die Senioren beim Autofahren gestellt werden, und geben Tipps, wie Sie auch im Alter mit dem Auto sicher ans Ziel kommen.
Sinneswahrnehmung und Beweglichkeit lassen im Alter nach
Der Körper altert – das ist natürlich. Beweglichkeit, Sinneswahrnehmungen und sonstige Reaktionen verlangsamen und verschlechtern sich im fortgeschrittenen Alter zunehmend. Und da es im hektischen und lauten Straßenverkehr besonders auf das Seh- und Hörvermögen sowie auf eine schnelle Reaktionsfähigkeit ankommt, ist die Forderung nach erneuten Prüfungen für Senioren nachvollziehbar.
Allerdings fällt es schwer, Sinneseinbußen einer bestimmten Altersgruppe zuzuschreiben. Es gibt 80-Jährige, die noch fit wie ein Turnschuh sind, während sich bei einigen 55-Jährigen bereits stärkere Alterserscheinungen bemerkbar machen. Das Alter ist nur eine Zahl – entscheidend ist, wie Sie sich als Betroffener fühlen.
Senioren sind beim Autofahren langsamer unterwegs
Vor jeder Kurve abbremsen oder auf Landstraßen mit 60 km/h unterwegs sein: Um ihre verminderte Reaktionszeit auszugleichen, fahren viele Senioren im Straßenverkehr oftmals eine Spur langsamer. Aber Achtung: Das stellt – genau wie das zu schnelle Fahren – eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar und wird mit einem Bußgeld bestraft. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Langsames Fahren stört den Verkehrsfluss, provoziert riskante Überholmanöver, auch Auffahrunfälle können die Folge sein.
Medikamente beeinflussen die Fahrtauglichkeit von Senioren
Für Senioren steigt im hohen Alter die Wahrscheinlichkeit, auf Medikamente angewiesen zu sein. Müssen Sie aus medizinischen Gründen ein neues Medikament einnehmen oder die Dosierung ändern, ist es ratsam, bei Ihrem Arzt wegen einer möglichen Fahruntauglichkeit nachzufragen. Einige Wirkstoffe machen müde oder haben eine aufputschende Wirkung – nicht die idealen Voraussetzungen für eine sichere Autofahrt.
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob sich die Therapie an Ihren Autofahrplan anpassen lässt. Sind Sie beispielsweise eher vormittags unterwegs, ist es eventuell möglich, Pillen mit einer ermüdenden Wirkung nachmittags oder abends einzunehmen. Natürlich kommt es auch immer auf Ihre spezielle Erkrankung an – Ihr Arzt wird Ihnen weiterhelfen.
Neue Technik ist für Senioren beim Autofahren ungewohnt
Neue Fahrzeuge bieten jede Menge technische Unterstützung – doch das ist nicht immer von Vorteil. Denn nur wenn man weiß, wie und wann diese richtig genutzt wird, kann sie effizient eingesetzt werden. Andernfalls kann Technik überfordernd sein und die Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr ablenken.
Machen Sie sich also entweder mit der neuen Technik vertraut oder fahren Sie ein Auto, das Sie unter Kontrolle haben und dessen Technik Sie nicht überfordert. Seniorengerechte Autos zum Beispiel zeichnen sich durch eine intuitive Bedienung sowie einen leichten Ein- und Ausstieg aus.
Checkliste: Fahrtauglichkeit von Senioren
Die eigenen körperlichen Veränderungen wahrzunehmen und Defizite einzugestehen, fällt vielen schwer. Oft ist es deshalb nicht der Autofahrer selbst, dem die Beeinträchtigungen auffallen. Vielmehr werden die Autofahrer von ihrer Familie oder anderen Mitfahrern darauf hingewiesen. Es gibt einige Warnsignale, bei denen die Fahrtauglichkeit von Senioren überprüft werden sollte. Hinterfragen Sie sich selbst:
- Sie fühlen sich im Straßenverkehr unsicher, obwohl Ihnen die Strecke bekannt ist?
- Sie benötigen immer länger, um Ampeln und Kreuzungen wahrzunehmen?
- Sie haben beim Parken oder Abbiegen motorische Probleme?
- Sie bremsen sehr häufig und fahren auffallend langsam?
- Leiden Sie unter Erkrankungen, die sich auf Ihre Fahrtauglichkeit auswirken können, wie z. B. Herzrhythmusstörungen, Parkinson, Diabetes oder zu hohen Blutdruck?
- Nehmen Sie Medikamente ein, die Ihre Wahrnehmung beeinflussen, wie z. B. Insulin, Psychopharmaka oder Augentropfen?
Einsicht und Vernunft zeigen
Wenn Sie merken, dass Sie im Alter schlechter sehen, hören oder sich anderweitig eingeschränkt fühlen, setzen Sie sich nicht auf Teufel komm raus ans Steuer – um Ihrer Sicherheit und derer der anderen Verkehrsteilnehmer willen. Fragen Sie Ihre Familie oder Bekannte nach Unterstützung und schämen Sie sich nicht, deren proaktive Hilfe anzunehmen.
Kritisch wird es, wenn Senioren trotz offensichtlicher Mängel nicht einsehen wollen, dass sie besser auf das Auto verzichten sollten. In solchen Fällen kann die Führerscheinstelle den Führerschein sogar einfordern und einbehalten, da sonst eine zu große Gefahr im Straßenverkehr bestehen würde. Deutlich besser sind frühzeitige und freiwillige Routine-Kontrollen, die dabei helfen, spätere Krankheiten zu erkennen und diesen vorzubeugen. Es empfiehlt sich, ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig einen Check beim Haus- und Augenarzt durchzuführen, um auf Nummer sicher zu gehen.
Autofahren im Alter: So gelingt es!
Viele Senioren sind, gerade im ländlichen Raum, auf ihr Auto angewiesen. Ein Verlust würde einen erheblichen Einschnitt in das Privatleben darstellen, da Erledigungen – wie der Gang zum Arzt oder der Besuch der Enkelkinder – durch fehlende öffentliche Verkehrsmittel deutlich erschwert wären. Um den Anforderungen des Straßenverkehrs gewachsen zu bleiben, bietet der ADAC Hessen-Thüringen spezielle Senioren-Trainings an – so gelingt sicheres Autofahren im Alter! In diesem Fahrsicherheitstraining lernen Sie, Gefahrensituationen einzuschätzen, Notmanöver richtig auszuführen oder Einschränkungen beim Lenken zu kompensieren.
Sie machen sich Gedanken um die Fahrtauglichkeit eines älteren Bekannten? Ihn auf seine Defizite aufmerksam zu machen, kann schnell heikel werden. Mit einem Gutschein für ein Senioren-Fahrsicherheitstraining hingegen kommen nicht nur der Beschenkte, sondern auch Sie sicher gut an! Ob zum Geburtstag oder zu Weihnachten: Zeigen Sie Ihren Liebsten, dass sie Ihnen wichtig sind.